g.u.l.i.s. im Wakuum 09.02.2024
Abschiedskonzert wurde zu einem Triumphlauf der seit 2010 agierenden Band im gut besuchten Wakuum zu Graz.
Bandleader Wolfgang Gulis stellte sich zu Beginn – ungewohnt angetan im schwarzen Zwirn und oldstyle 70er Lederkrawatte – auf die Bühne, den Abschied referierend und zelebrierend. Der Bezug zu einem Begräbnis war gewollt und intendiert. „Jetzt schaut er aus, wie der Johnny Cash“, hörte man im Publikum murmeln.
Die vielfachen Anfragen, wie es denn mit g.u.l.i.s. nun weiter gehe, konnte und wollte die Band nicht beantworten. „Schau ma mal, was die Zukunft bringt“, war die häufigste, kryptische Antwort dazu.
Noch einmal versammelte sich die kleine, aber in den letzten Jahren doch wachsende Fangemeide, um die vier im Musikbusiness schon älteren Herren.
Gleich bedeutend, dass die meisten von ihnen sie im normalen Leben als Middle Ager bezeichnen lassen könnten. Unkonventionell, aus dem Rahmen fallend kann man getrost zur Band hinzufügen, die schwer einzuordnen, über mehrere Musikgenres locker hinweg steigend, sich darstellt und die sich selbst nicht einordnen lassen will und tatsächlich schwer einzuordnen ist. „Eigenständig und eigenwillig“ bezeichnete Marcus Heider, Frontman von Love God Chaos die vier Herrschaften, die ab jetzt zu dritt sich weiter um die Zukunft der Combo kümmern werden müssen.
Intro
Nach dem kleinen zuvor erwähnten Intro ging es kräftig los und die Band war schnell auf Betriebstemperatur und bewegte sich Richtung Pegel Rot. Das Set, das für den Abend angekündigt war, stellte eine Mischung aus acht neuen Songs, die ursprünglich für das nächste geplante Album vorbereitet wurde sowie einer Reihe von älteren Songs, die teilweise schon lange im Repertoire der Band aufscheinen, jedoch nie im Bandformat auf Album gebahnt wurden. Darunter einige wirklich alte „Hadern“ der Band, wie „This one is a rifle“, Posttraumatic“ und „frog in the box“.
„Dieser Abend wurde sowohl live mitgeschnitten, um die neuen Nummern der Nachwelt zur Verfügung zu stellen. Wir haben auch ein wohl bekanntes Videoteam (Edi Haberl und Jürgen Gerger) engagiert, um einige Live Videos daraus zu filtern.“
Den denkwürdigen Abschied von Zakk e. Rust wollen wir für die Nachwelt einfangen“, wie die Band schon im Vorfeld ankündigte.
Auf Laut folgt leise – dem Schein nach
Vielleicht war der Umstand der Mitschnitte oder vielleicht auch die widersprüchlichen Gefühle, die im Raum standen, mit verantwortlich, dass die Spielfreude der Band spätestens mit dem Griff zur E-Gitarre des Sängers sich auch auf das Publikum übertrug.
Eine extra Aufforderung ans Publikum, besonders enthusiastisch zu sein, weil es eben mit aufgezeichnet würde, wie dies immer wieder Bands tun, brauchte es gar nicht.
Spätestens mit der neuen Nummer „Diese Stadt“ wurden die Zuckungen der Körper beim Publikum größer und exaltierter.
Die Zwischenansagen waren spärlich, ältere Nummern wechselten sich mit neuen bisher unbekannten immer wieder ab. Das sollte wohl so sein und tatsächlich war es nicht so genau auszumachen, was neu, was alt. „Check casher, Oh no please leave me alone, Suicidal water Bottles und Helikopter“ sollten als Neu genannt werden, um in Erinnerung zu bleiben, auch für die Nachzakkwelt. Da steckte viel Herzblut und Hirn drinnen.
Tragödie kann sie auch. Es folgt Improkunst
Dass die Band schon immer risikobereit war und ist, sah man spätestens bei einem geräusch- und effektvollen Übergang von laut auf leise. Evacuation eher dem Genre der Ballade zuzuordnen, folgte dem Rockkracher Posttraumatic. Muss man sich auch mal trauen. Und es folgten zwei große Songs aus der neuen Feder der Band: „Gaping Abyss“ und vor allem „Lithany“ – zwar als Ballade angelegt, aber durch schräge Töne konterkariert und mit einem frei improvisierten Freak Out konzipiert.
Insoferne kann man nicht sagen, die Band hätte die Luft rausgelassen. Es wurde nur die Richtung geändert. Um noch einmal alle Konzentration auf den Schlußteil zu lenken. Der wurde mit der schwermetallastigen und bereits altbekannten Nummer mit dem fremdartigen Titel „mehri to telos“ eingeläutet und mit „Helikopter“ beendet, einer Nummer mit einem The Cure Zitat und einem sensationellen Gitarrensolo.
Es folgte das Ende: A schene Leich
Jeder schöne Abend geht einmal zu Ende und so kam es, wie es kommen musste. Zwei – knapp bemessene – Zugaben wurden zum besten gegeben: This one is a rifle und frog in the box und damit schloß sich der Kreis.
Beides sind Songs, die schon in den Frühzeiten der damals – noch als Duo bestehenden – Musikpartner-schaft gespielt wurden und jetzt als Bandversion nochmal die enorme Bandbreite der Band repräsentierten.
Mit einem gemeinsamen krachenden a Capella „Frog in the Box“ endete die 13,5 jährige gemeinsame Proben-, Studio- und Livezeit mit Zakk e. Rust. Die Band: „Dank allen, die den Weg mit gegangen sind oder irgendwann eingestiegen sind.“ Bei der After Show in der Wakuum Bar ging es dann auch noch darum, wieviele g.u.l.i.s. Konzerte die Besucher*innen so auf den Buckel gebracht hatten. Mangels valider Aufzeichnungen kann aber kein/e Siegerin ermittelt werden.